Pausenkonzert am GWG

Davon träumen nicht wenige Schüler: ein Musik-Star werden. Tipps von Profis in der Schulpause.

Morgens um halb zehn in Deutschland. Zeit für einen Frühstücks-Snack? Das mag für den Rest der Republik gelten, im Saarland ist es Zeit für einen „Pausen Jam“: So heißt die neueste Erfindung des Musikbüros Saar. Und die Frage dabei lautet nicht „Wo ist mein Knoppers?“, sondern „Wie schaffe ich es aus dem Proberaum auf eine Konzertbühne?“ und „Wie kriege ich eigene Songs günstig produziert und vermarktet?“. Das neue Projekt, das Schulen in temporäre Konzerthallen verwandelt, ist zwar durchaus als Appetithäppchen, aber nicht als bloße Unterhaltung gedacht: Die Kurz-Auftritte hiesiger junger Bands wollen Schülern Lust machen, sich selbst popmusikalisch zu betätigen. Und damit der hoffnungsvolle Nachwuchs gleich weiß, wie man sich Gehör verschafft, gehören Workshops zum Konzept dazu – mit praxiserprobtem Wissen aus erster Hand: Dieselben Musiker, die hier als Pausenfüller agieren, berichten parallel von ihren Erfahrungen mit der Musikbranche. Zugleich bietet das neue Format (unterstützt von AMM Arts Music Media und HK Audio) wiederum just diesen regionalen Bands ein Forum, womit das Musikbüro sowohl Talentpflege wie Standortförderung betreibt.

Am gestrigen Montag war Auftakt im Saarbrücker Günter-Wöhe-Gymnasium, wo das lichtdurchflutete Atrium im ersten Stock zur Bühne wurde. Als Duo-Auskopplung der Band „Trail Way Circus“ schrubbten hier Leadsänger Robert Schwarz (24) und Julian Cappel (21) die Akustikklampfen und kämpften mit ihrer Dezibel-gedrosselten Darbietung gegen die Mitteilungsfreudigkeit ihrer jugendlichen Zuhörer an. Im Gepäck hatten die beiden sowohl eigene Songs wie Coverversionen ihrer Vorbilder: „Trail Way Circus“ wurde 2017 gegründet und entwickelt, beeinflusst von Bands wie Limp Bizkit, Linkin Park und Papa Roach, eigene Stücke im Stil des Alternative und Nu Metal der späten 90er und frühen 2000er Jahre. Bei der Vorbereitung der ersten EP entstanden so viele Songs, dass man beschloss, in Eigenregie ein ganzes Album („King for a day“) zu veröffentlichen.

Wie man so eine Do-it-yourself-Produktion hinkriegt und sich generell als Neuling auf dem Markt behauptet, darum ging‘s bei der anschließenden „Einführung in die Musikbranche“ im Musiksaal, an der 16 Schüler teilnahmen. Robert Schwarz referierte allein und machte das fundiert und so fluffig, dass die anderthalb Stunden im Nu verflogen. Was braucht‘s, um eine Band zu gründen? Was kostet ein Studio? Geht‘s auch günstiger, wenn man selbst im Heimstudio aufnimmt und nur das Mastern teuren Profis überlässt? Wie bringt man seine fertig produzierten Songs unters Volk, wie verdient man Geld damit? Wie wichtig sind Live-Auftritte (auch wenn man dabei erst mal nix verdient, sondern eher drauflegt), und wie kommt man da ran? „Heute sind die Chancen unendlich groß“, sagte Schwarz, „man kann so viel selbst machen“ – dank Internet und YouTube, Spotify, Soundcloud, Facebook, Instagram & Co. Wo man früher vom Wohlwollen von Plattenfirmen und Labels abhängig war, stünden einem heute deutlich mehr Möglichkeiten offen: mit kostenlosen Video-Tutorials, Streaming-Verkaufs-Portalen und Social Media als Marketing-Multiplikatoren. Schwarz‘ Vortrag war ein ermutigendes Plädoyer. Gleichzeitig empfahl er, die Sache mit gebührendem Respekt anzugehen – ein Faktor wie Gruppendynamik etwa sei nicht zu unterschätzen.

Text und Bild: Saarbrücker Zeitung